Klettersteigset

Sicher an jeder Via Ferrata mit einem Klettersteigset

Wer einen Klettersteig gehen möchte, der sollte sich auf jeden Fall mit den beiden Themen Sicherheit und Ausrüstung befassen. So führt kein Weg daran vorbei sich auch ausgiebig mit dem Klettersteigset auseinanderzusetzen. Es ist ein wichtiger Faktor für beide diese Punkte und jeder Bergsportler, der gerne und regelmäßig Klettersteige begeht sollte damit vertraut sein. In diesem Artikel erhältst Du alle Informationen, die Du in Bezug auf das Klettersteigset benötigst.

Was ist ein Klettersteigset?

Ein Klettersteigset ist eine Sicherungsvorrichtung von Bergsteigern auf Klettersteigen gegen Absturz. Das Klettersteigset gehört neben Helm und Klettergurt zu den grundsätzlichen Ausrüstungsgegenständen für das Begehen von Klettersteigen. Im Falle eines Sturzes wird der Bergsteiger durch das Klettersteigset abgebremst. Anders als beim Hallen-Klettern oder beim Alpin-Klettern steigt man im Klettersteig an einem Fixseil, also einem fest am Fels angebrachten Stahlseil den Berg hinauf. Da dieses Fixseil undynamisch ist, können Stürze im Klettersteig mitunter sehr hart sein. Das Klettersteigset sorgt durch seinen Aufbau und seine Beschaffenheit dafür, einen Sturz möglichst dynamisch abzubremsen. So werden harte Stürze vermieden und das Verletzungsrisiko minimiert. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass im Klettersteig Stürze stets vermieden werden sollten.

Warum braucht man ein Klettersteigset?

Klettersteige sind wie bereits erläutert mit einem Fixseil gesichert, welches durch seine fehlende Dynamik harte und undynamische Sturze mit sich bringen kann. Hinzu kommt, dass das Fixseil in unterschiedlichen Abständen am Fels verankert ist. Kommt es also zum Sturz, so fällt der Bergsteiger das Drahtseil entlang bis zur nächsten Verankerung. Erst dann kann der Sturz abgebremst werden. Die entstehende Fallenergie muss hierbei durch die Verbindung zwischen Klettergurt und Karabiner aufgenommen werden. Wäre diese Verbindung lediglich ein Seil oder eine Bandschlinge, so würde der Bergsportler meist mehrere Meter ungebremst in ein undynamisches Seil fallen und einen äußerst harten Sturz erleiden, was das Verletzungsrisiko enorm erhöht und bei dementsprechender Energieeinwirkung auf den Körper auch sehr schnell tödlich enden kann. Wenn der Körper die gesamte Fallenergie aufnehmen muss, kann das zu schweren Verletzungen wie Knochenbrüchen, inneren Verletzungen, Kreislaufschäden oder gar Herzstillstand führen. Des Weiteren kann es durch die erhöhten Kräfteeinwirkungen zu Materialversagen kommen. Das Klettersteigset macht aus diesem undynamischen Sturz einen möglichst dynamischen und kann somit das Verletzungsrisiko möglichst weit minimieren.

Wie benutzt man ein Klettersteigset?

Als erstes muss das Klettersteigset natürlich am Klettergurt befestigt werden. Dazu verfügt jedes Klettersteigset über eine Einbindeschlaufe. Durch diese wird das Klettersteigset in den Klettergurt eingebunden. Dazu benötigt man keine weiteren Ausrüstungsgegenstände wie beispielsweise Karabiner. Das Klettersteigset wird ganz einfach mit der Einbindeschlaufe in der Anseilschlaufe des Gurtes mit einem Ankerstich eingebunden. Beim Begehen des Klettersteiges selbst werden dann immer beide Karabiner des Sets ins Fixseil eingehängt. Die Karabiner werden dann bis zur nächsten Zwischensicherung mitgeführt. Dabei sollte man besonders darauf achten, dass sie sich nicht verhaken oder verklemmen. Empfehlenswert ist es, wenn man dabei eine Hand am Stahlseil führt und beide Karabiner mit dieser Hand einfach mit vorwärts schiebt. Da die Zwischensicherungen am Klettersteig fest im Fels verankert sind, können die Karabiner hier nicht über das Stahlseil weitergeschoben werden. Also muss man an diesen Zwischensicherung die Karabiner umhängen. Dazu hängt man zuerst den einen und danach den anderen Karabiner in den Teil des Drahtseils nach der Zwischensicherung. Niemals sollten dabei beide Karabiner des Klettersteigsets gleichzeitig vom Drahtseil gelöst werden, sondern immer nur maximal einer. Auch hier ist das Mitführen der Karabiner per Hand empfehlenswert, da es ein weitverbreiteter Anfängerfehler ist, dass man die Karabinier hinterherzieht, dann eine Zwischensicherung bereits überstiegen hat und die Karabiner nicht mehr richtig umhängen kann. Zwischen zwei Sicherungspunkten sollte im Klettersteig außerdem immer nur ein einziger Bergsteiger befinden. Bei einem Sturz könnten sonst die nachfolgende Person mitgerissen werden.

Eine Frau beim klettern im Klettersteig Via-Ferrata

Welche Arten von Klettersteigsets gibt es?

Moderne Klettersteigsets haben die Form eines Ypsilons, weshalb man auch von Y-Form spricht. Auf ältere Klettersteigset-Varianten wird an dieser Stelle nicht eingegangen, da diese nicht mehr verwendet werden sollten. Unten am „Fuß“ des Y befindet sich die Einbindeschlaufe, durch welche das Klettersteigset am Klettergurt befestigt wird. Die Einbindeschlaufe hängt dann wiederum an einem Fangstoßdämpfer bzw. an einem Bandfalldämpfer. Hierbei handelt es sich um ein System, das den Sturz möglichst dynamisch abfedern soll. Es besteht aus Bändern mit Sollbruchnähten, die beim Sturz die Energie aufnehmen. An diesem Bremssystem schließen dann wiederum die beiden Arme des Y an, auch Lastarme genannt. Diese bestehen aus elastischen Bandschlingen, an deren Ende sich zwei Klettersteigkarabiner befinden. Die Lastarme stellen zusammen mit den Karabinern das Bindeglied zum Stahlseil dar. Klettersteigkarabiner sind keine normalen Schnappkarabiner, sondern verfügen immer über einen Mechanismus, der unbeabsichtigtes Öffnen verhindert. Es gibt hier verschiedene Karabiner-Versionen, die sich beispielsweise lediglich durch Druck gegen die Öffnung bzw. komfortabler mit dem Handballen von Hinten öffnen lassen. Aktuell gibt es drei verschiedene Typen von Karabinern in Klettersteigsets. Einfache Wirelock Karabiner, Karabiner mit Handballensicherung und Karabiner mit innenliegender Daumen-Sicherung. Alternativ kann auch statt eines Karabiners eine Seilklemme bzw. eine Seilbremse vorhanden sein. Diese wird einfach auf das Stahlseil aufgesetzt und ähnlich wie die Karabiner mitgeführt. Im Falle eines Sturzes greift hier jedoch ein Bremsmechanismus, sodass der Bergsteiger nicht bis zur nächsten Zwischensicherung fällt, sondern der Sturz sofort gebremst wird. Diese Varianten sind jedoch meist um einiges teurer als klassische Klettersteigsets mit zwei Klettersteigkarabinern und sind nur bei bestimmten Drahtseildurchmessern einsetzbar.

Diese Klettersteigset-Varianten gibt es im Überblick:

  • Klettersteigsets mit Fangstoßdämpfer
  • Klettersteigsets mit Bandfalldämpfer
  • Klettersteigsets mit einfachen Wirelock Karabinern
  • Klettersteigsets mit Karabinern mit Handballensicherung
  • Klettersteigsets mit und Karabinern mit innenliegender Daumen-Sicherung
  • Klettersteigsets mit Seilklemme bzw. Seilbremse

Was kostet ein Klettersteigset?

Wie viel ein Klettersteigset kostet hängt ganz von der Ausführung und den zusätzlichen Funktionen des Sets ab. Einfache Klettersteigsets kann man bereits ab ca. 50-60€ im Handel bekommen. Nach oben ist die Grenze eher offen. Mittelklasse-Geräte kosten meist zwischen 100€ und 200€. High-End Produkte, oftmals mit zusätzlicher Seilklemme, sind im Normalfall ab 200€ aufwärts erhältlich.

Es ist davon abzuraten gebrauchte Klettersteigsets zu kaufen. Hier sollte man eher auf neue Ausrüstung aus dem Fachhandel zurückgreifen. Im Notfall hängt ein Leben an diesem Set, also sollte es auch sicher gestellt sein, dass es zu 100% in Schuss ist und funktioniert.

Was benötigt man zusätzlich zu einem Klettersteigset?

Grundsätzlich braucht man zusätzlich zu einem Klettersteigset noch einen Kletterhelm und einen Klettergurt. Diese drei Ausrüstungsgegenstände bilden die kategorische Grundlage des Klettersteiggehens. Darüber hinaus gibt es jedoch etliche Utensilien, die einem das Klettern an der Via Ferrata erleichtern bzw. zu einem noch schönerem Erlebnis machen. So kann man zum Beispiel auf Klettersteighandschuhe zurückgreifen, damit man am Stahlseil einen besseren Grip hat und man sich an den Fingern und Händen nicht so leicht verletzt. Als Pendant dazu gibt es für die Füße Klettersteigschuhe. Diese sind für den Zustieg zum Klettersteig als auch für dessen Durchsteigung geeignet und der vordere Bereich der Sohle ist oftmals mit einer durchgehenden Gummiplatte ausgestattet, welche die Schuhspitze verstärkt und dank Profil für guten Halt sorgt bzw. möglichst guten Stand auf kleinen Tritten gewährleistet. Eine Rastschlaufe kann besonders in schwierigeren Steigen von Vorteil und äußerst komfortabel sein. Ein weiterer nützlicher Ausrüstungsgegenstand ist eine Trinkblase bzw. ein Trinksack. So kann man während dem Klettern trinken und sich hydriert halten, ohne den Rucksack abzusetzen, mit Flaschen zu hantieren oder sonstige riskante Manöver vornehmen zu müssen. Ansonsten gilt es natürlich bequeme und angebrachte Kleidung zu tragen. Wanderhosen aus robustem Material, atmungsaktive T-Shirts oder auch Sonnenschutz und Sonnenbrillen sollten zur Ausrüstung gehören. Bei Wanderstöcken sollte darauf geachtet werden, dass man diese möglichst klein zusammenfalten und verstauen kann, da diese sonst im Steig leicht im Weg umgehen und gefährliche Situationen hervorrufen können. Auch sollte jeder Bergsteiger ein Handy im Klettersteig dabei haben, um in Notsituationen Hilfe rufen zu können.

Wie lange hält ein Klettersteigset?

Anders als bei einem ausgelatschten Schuh kann verschlissenes Material im Klettersteig mitunter fatale Folgen haben. Aus diesem Grund sollte man sein Material regelmäßig auf Verschleißerscheinungen überprüfen und ggf. auch austauschen. Wie lange ein Klettersteigset hält lässt sich pauschal nicht sagen. Das Ganze hängt neben Frequenz des Gebrauchs auch von anderen Faktoren, wie Qualität des Materials, Witterungsbedingungen bei der Benutzung (oft im Winter, nur im Sommer?) oder auch der Lagerung des Materials ab. So kann es sein, dass manche Klettersteigsets schneller ausgetauscht werden müssen, als andere. Wer sich nicht sicher ist, ob sein Klettersteigset noch in Schuss ist, der sollte unbedingt vor der nächsten Benutzung einen Fachmann konsultieren, der eine qualifizierte Aussage über den Zustand des Materials treffen kann. Dies können neben Fachverkäufern auch Bergführer oder der Hersteller sein. Nach einem Sturz sollte ein Klettersteigset auf jeden Fall durch einen Fachmann inspiziert und überprüft werden oder aber am besten sofort ausgetauscht werden. Auf gar keinen Fall sollte man ein Klettersteigset nach einem Sturz einfach weiterverwenden! Dies kann tödliche Folgen mit sich ziehen. Möchte man sein Klettersteigset überprüfen lassen, so sollte man es am besten direkt zum Hersteller einschicken und dort eine Überprüfung vornehmen lassen. Besser ist es jedoch, das Set fachgerecht zu entsorgen und sich ein Neues zu zulegen.

Kann man Klettersteigsets auch ausleihen?

Geht man zum ersten Mal einen Klettersteig oder möchte man das Ganze erst einmal ausprobieren, so empfiehlt es sich ein Klettersteigset auszuleihen. Hierzu gibt es einige verschiedene Möglichkeiten. Man kann dies entweder beim Alpenverein tun oder aber auch bei verschiedenen Bergschulen, die einen Verleih-Service anbieten. Beim Alpenverein bewegen sich die Leihgebühren für Mitglieder oft in einem sehr humanem Rahmen. Man kann dort die Sets meist tage- oder auch wochenweise zu günstigen Preisen mieten. Bei den Bergschulen können die Preise durchaus variieren. Sowohl Alpenverein als auch Bergschulen bieten im Normalfall neben den Klettersteigsets auch Kletterhelme und Klettergurte zu vermieten an, sodass der nächsten (oder eventuell auch ersten) Klettersteig-Tour Nichts mehr im Wege stehen sollte.

Video zum Thema Klettersteigset

In diesem Video wird die typische Klettersteig-Ausrüstung vorgestellt, wie sie auch von uns empfohlen wird. Neben Kletterhelm und Klettergurt wird hier insbesondere auf das Klettersteigset und dessen Funktionsweise und Verwendung eingegangen. Alles in allem gibt dieses Video einen schönen kurzen Überblick über die für den Klettersteig benötigten Ausrüstungsgegenstände. So kann das Klettern am Stahlseil entspannt und mit viel Freude angegangen werden.